Die EU-Arzneimittelbehörde EMA steht offenbar kurz davor, den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer für fünf- bis elfjährige Kinder zu empfehlen. So jedenfalls gab es Österreichs Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Wien bekannt.
»Wir werden am 24. November die Zulassung für die Kinderimpfungen unter 12 Jahren von der europäischen Arzneimittelbehörde bekommen«, sagte Mückstein. Am selben Tag, also Mittwoch kommender Woche, werde auch Österreichs Nationales Impfgremium die Impfung der Kinder mit »Comirnaty« empfehlen.
AdvertisementZuletzt hatte es so ausgesehen, als werde die EMA erst um den Jahreswechsel über die Impfung der Fünf- bis Elfjährigen herum entscheiden. Ende Oktober sprach die EU-Arzneimittelagentur von einem zweimonatigen Zeitplan. Die FDA, ihr Pendant in den USA, hat dem Biontech-Pfizer-Impfstoff schon vor gut zwei Wochen eine Notfallzulassung für diese Altersgruppe erteilt; seither sind mehrere hunderttausend Kinder erstmalig mit »Comirnaty« geimpft worden. Laut Herstellerstudien ist der Impfstoff hochwirksam; bisher ist keine auffällige Häufung von Nebenwirkungen bei geimpften Kindern bekannt.
Für Eltern, die ihre Kinder impfen lassen wollen, würde das Placet der EMA eine große Erleichterung bedeuten: mitten in der vierten Welle, in der die Infektionsraten auch in Kitas und Schulen nach oben schnellen. Manche Familien lassen ihre Kleinen bereits jetzt »Off-Label« immunisieren. Das ist legal. Ärztinnen und Ärzte haben allerdings beim Off-Label-Einsatz von Medikamenten und Impfstoffen eine erhöhte Aufklärungspflicht und höhere Haftungsrisiken.
Sollte die EMA die Zulassung der Kinderimpfung empfehlen, wird die EU-Kommission wohl unmittelbar danach den Impfstoff für die Fünf- bis Elfjährigen freigeben. Dieser wäre dann für diese Altersgruppe auch in Deutschland zugelassen – unabhängig davon, ob die Ständige Impfkommission (Stiko) dies empfiehlt.
Dies war schon bei der Impfung von 12-bis 17-jährigen Jugendlichen so: Die EMA empfahl die Zulassung von »Comirnaty« für diese Altersgruppe bereits im Mai, die Stiko erteilte erst Mitte August eine allgemeine Empfehlung für die Jugendlichen. Das führte zu Verunsicherung unter den Jugendlichen, ihren Eltern und Medizinern. So weigerten sich zahlreiche Ärzte hierzulande monatelang, Jugendliche zu impfen – obwohl der Impfstoff offiziell zugelassen war.
Gleiches könnte nun auch bei der Kinderimpfung passieren. Erst kürzlich erklärte Stiko-Leiter Thomas Mertens, seiner Kommission lägen »noch nicht genügend Daten« vor.