“Es gibt eine Diskussion darüber, was unsere Gesellschaft zusammenhält”, sagte Kramp-Karrenbauer. In der Bundeswehr gehe es auch darum, diesen Zusammenhalt zu fördern. Heimat sei für viele Menschen derzeit ein wichtiges Thema.
Die Soldaten sollen in der neuen Ausbildung deshalb auch möglichst heimatnah eingesetzt werden. Eine Verwendung im Ausland ist im Unterschied zum Freiwilligendienst ausgeschlossen. Der neue Dienst soll dagegen die Reserve für Krisenfälle wie die Corona-Pandemie stärken. Durch den Heimatbezug hofft die Bundeswehr, mehr Interessenten zu gewinnen.
Ab dem 1. April 2021 können bis zu 1000 Menschen an dem neuen Programm teilnehmen. Die Ausbildung gliedert sich zunächst in eine siebenmonatige Ausbildungsphase. Drei Monate davon seien Grundausbildung, danach folge eine Spezialausbildung. Anschließend folge eine sogenannte “Grundbeorderung” von sechs Jahren. Während dieser Zeit sollen weitere sechs Monate Reservedienst flexibel in Übungen geleistet werden.
Kramp-Karrenbauer hatte den neuen Freiwilligen Wehrdienst Anfang Juli angekündigt und dabei betont, es gehe ihr nicht um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dies hatte zuvor die Wehrbeauftragte Eva Högl angeregt.
Kramp-Karrenbauer selbst spricht sich für eine Dienstpflicht aus. Das Thema sei aber eine gesamtgesellschaftliche Diskussion, für die die Verfassung geändert werden müsse. Es sei noch unklar, wie die Diskussion ausgehe, sagte sie.
Sozialverbände sehen neues Programm kritisch
Die Sozialverbände sehen das neue Programm kritisch. “Bei allem Respekt vor neuen Ideen und vor dem Schutz der Heimat sollten wir nicht vergessen, dass es bereits gute Angebote gibt, sich im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts einzubringen”, sagte Caritas-Präsident Peter Neher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er nannte demnach das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr, den Bundesfreiwilligendienst und das Programm “weltwärts” für Einsätze im Ausland. “Ob zusätzlich dazu ein Dienst an der Waffe Sinn macht, möchte ich mindestens kritisch hinterfragen.”
Der Paritätische Wohlfahrtsverband sprach mit Blick etwa auf Werbeetats von einer großen Ungerechtigkeit. Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider sagte dem RND, er befürchte, dass soziale Dienste im Wettbewerb mit der Bundeswehr benachteiligt würden. “Es geht nicht nur um hohe Werbeetats, sondern auch um Leistungen wie kostenlose Bahntickets für die Bundeswehr, die die Bundesregierung mal eben beschlossen hat, um die Bundeswehr attraktiver zu machen”, kritisierte er. “Wo ist die Wertschätzung für die Arbeit, die unsere Freiwilligen im sozialen und ökologischen Bereich leisten?”
Die Klientel, die von den Wohlfahrtsverbänden angesprochen werde, sei allerdings eine andere als die der Bundeswehr, sagte Schneider dem RND. “Die Motivation für einen Wehrdienst unterscheidet sich von der Motivation, Kinder in einer Tagesstätte zu betreuen.”