Die internationalen Medien beobachten – mit zurecht argwöhnischem Blick – den Vorstoß des General Khalifa Haftar zusammen mit seinen internationalen Geldgebern. Ein entscheidender, in den Medien jedoch oft vernachlässigter Aspekt des aktuellen libyischen Chaos, ist die Rolle der extremistischen Milizen in der Hauptstadt Tripoli sowie im Westen des Landes.
Diese Gruppen, die weitgehend außerhalb der Autorität und Kontrolle der von den Vereinten Nationen unterstützten Regierung agieren, wurden in ihrer Sache von ihren eigenen internationalen Geldgebern, insbesondere Katar und der Türkei, unterstützt. Im Falle Katar habe sich, laut Reuters, diese Unterstützung bis hin zur direkten Bereitstellung von Waffen an die Milizen ausgeweitet und dabei aktiv die Regierung umgangen, der sie öffentlich Unterstützung gewähren.
Diese Unterstützung sowie die von ihr geförderten Maßnahmen vor Ort richten großen Schaden in Bereichen der täglichen Lebensqualität der Libyer an, beeinträchtigen ihre Fähigkeit zur Bildung eines zusammenhängenden Staates und gefährden die regionale Sicherheit.
Zwischen 2011 und 2017 wurde Dohas Unterstützung dieser Milizen auf über 750 Millionen Euro geschätzt. Laut einer französisch-diplomatischen Quelle seinen diese Gruppen, „letzendlich mit al-Qaida verbunden”.
Ein weiterer alarmierender Akteur in diesem Konflikt ist Ahmed al-Dabbashi, ein Mann, der für das schleusen Zehntausender Migranten über das Mittelmeer verantwortlich ist, deren Reisen oft tödlich endeten. Auch die Gruppierung „Special Deterrent Forces“, deren Gefängnisse von der Jamestown Foundation als „Folterhöhlen” beschrieben wurden, sind ein weiteres Beispiel der alarmierenden Situation. Ersterer unterliegt nun sowohl den Sanktionen der UNO als auch des US-Finanzministeriums.
Es wird immer deutlicher, dass diese Milizen von der finanziellen und anderweitigen Unterstützung ausländischer Mächte abhängig geworden sind. Sie benötigen sie, um aktiv zu bleiben und ihre Einflusssphären zu erhalten, jedoch mit verheerenden Folgen für die von ihnen kontrollierte Bevölkerung.
Libyen hat offensichtlich noch einen langen Weg vor sich, um die Brüche und Instabilitäten zu beheben, die der jahrelange Bürgerkrieg verursacht hat. Die Finanzierung islamistischer Gruppen und nichtstaatlicher Milizen durch Katar und die Türkei erschwert diesen Prozess umso mehr.